Am 29./30. April fand der 2. Teil unserer NaBEK_ Veranstaltungsreihe diesmal im Centre Français in Berlin statt. Das Interesse an dem Thema „Nachhaltiges Bauen in der Entwicklungszusammenarbeit und Katastrophenhilfe“ war auch dieses Mal wieder sehr groß. Die meisten Teilnehmer hatten bereits an der 1-tägigen Eröffnungsveranstaltung in Frankfurt (etwa 60%) teilgenommen, einige konnten dieses Mal nicht, dafür sind neue, interessante Fachleute hinzugekommen. Gemeinsam mit Michael Grausam und Andreas Bernoegger vom Büro humantektur wurde das Programm erstellt. Dazu wurden wieder kompetente Referenten eingeladen. Beide Tage waren durch Fachvorträge an den Vormittagen und Gruppenrunden im Worldcafé-Format an den Nachmittagen gegliedert. Die Gesamtleitung und die  Tischmoderation lag in den Händen von Architekten über Grenzen und humantektur.
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Der Freitag wurde mit einem Vortrag von Claus Hemker von Caritas-International eröffnet. Zunächst gab er den Teilnehmern eine Übersicht über die weltweite Projekttätigkeit der Organisation im Baubereich und seine Arbeitsweise der partnerorientierten Baufachberatung an Hand seiner konkreten Projektarbeit in Haiti. Er machte keinen Hehl daraus, dass Architekten in Hilfsorganisationen oft einen schweren Stand haben. Gerade deshalb ist es wichtig, dass sie dort Position beziehen. Wenn möglich arbeitet Caritas International mit lokalen Fachleuten zusammen, um kein eigenes Personal entsenden zu müssen. Einige wichtige Ergebnisse und Schlussfolgerungen seiner über 30-jährige Erfahrung auf allen Erdteilen hat er überzeugend dargestellt wie z.B. die Beschäftigung mit den traditionellen Bautechniken und der Rückgriff auf möglichst einfache lokal angepasste Techniken, die Verwendung von standardisierten Verfahren und Formaten (Formulare, Tabellen) zur Erfassung aller Bedarfe und deren Dokumentation über den gesamten Projektverlauf (Monitoring), die Forderung nach Mindeststandards für Bauprojekte, das sorgfältige Abwägen von Eingriffen (Rebuild Better, Do No Harm), die relative Betrachtung von Nachhaltigkeit (abhängig von Finanzierung, Zeit, kulturellen Bedürfnissen und Kapazitäten der Bevölkerung u.a.)
Der zweite Redebeitrag war dem Thema Korruption gewidmet. Bereits bei der 1. Veranstaltung war von vielen Teilnehmern der Wunsch geäußert worden dieses Thema zu vertiefen. Frau Sieglinde Gauer-Lietz stellte die Entstehungsgeschichte, Organisationsstruktur und Arbeitsweise von Transparency International (TI) vor. TI arbeitet in verschiedenen Bereichen, in denen Korruption ein relevantes Thema ist. Besonders häufig kommt Korruption bei Bauvorhaben vor. Frau Gauer-Lietz ist verantwortlich für den Bereich der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit. TI arbeitet weltweit in zahlreichen Ländern und hat eigene Verfahren zur Prävention und Kontrolle von Bestechung und Korruption in Projekten entwickelt. Es werden Länderberichte mit verschiedenen Korruptionsindices erstellt und regelmäßig veröffentlicht. TI kann von staatlichen und privaten Auftraggebern beauftragt werden und arbeitet dann mit unabhängigen Monitoren, die die Zusammenarbeit innerhalb von Unternehmen oder zwischen mehreren Partnern permanent und umfassend überwachen. Den dabei entstehenden Mehrkosten stehen oft erhebliche Einsparungen durch den Wegfall von Bestechungsgeldern gegenüber. Im allgemeinen handelt es sich um große Projekte oder Unternehmen, die von TI überwacht werden. In der Runde der Veranstaltungsteilnehmer stellte sich die Frage, ob TI-Monitoren nicht auch bei Fördermittelanträgen einbezogen werden könnten. Das wäre im Einzelfall zunächst mit dem jeweiligen Fördermittelgeber abzuklären.
Die Tische des World-Cafés am Nachmittag waren 3 Schwerpunktthemen gewidmet, die aus den Teilnehmerwünschen der 1. NaBEK-Veranstaltung herausgefiltert worden waren:
– Transparente Zusammenarbeit & Kommunikation
Warum ist transparente Zusammenarbeit im Projektablauf wichtig, wie kann diese erreicht werden?
– Qualitätsmanagement & Monitoring
Wie und mit welchen Instrumenten werden im Projektverlauf Ziele und Qualifikation gemanagt ?
– Partizipation & Ownership
Wie und in welchem Umfang können/sollen die Projektbeteiligten in den Projektablauf einbezogen werden, um ownership zu erreichen ?
Hier konnten die Teilnehmer in wechselnden Gruppen an allen drei Tischen aus ihren eigenen Erfahrungen Beiträge formuliert und zusammengetragen, die im Anschluss an die Tischrunden im Plenum von den Tischhosts allen Teilnehmern der Veranstaltung vorgetragen und von diesen wiederum kommentiert und ergänzt wurden. Die Ergebnisse der Tischrunden und des Plenums werden im Nachgang zur Veranstaltung wieder zusammengetragen, ausgewertet und allen Teilnehmern zur Verfügung gestellt werden. Sie dienen auch der Vorbereitung für die 3. NaBEK_Veranstaltung in der die Wissens- und Informationswünsche der Teilnehmer weiter vertieft behandelt werden sollen.

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Am Samstag Vormittag machte Wolfgang Friedrich den Anfang, der in seinem Fachvortrag den Resilienzansatz des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und das Konzept der integrierten Zusammenarbeit an einem Beispiel auf den Philippinen vorstellte. Das DRK hat in den letzten Jahren den Bereich der medizinischen Notversorgung erweitert und ist zunehmend mit Baumaßnahmen im Bereich Shelter und Settlement zu mittelfristigen Unterstützung lokaler Strukturen aktiv geworden. Mit Hilfe von lokal angepaßten Baumaßnahmen, der Verwendung lokal vorgefertigter Bauteile soweit sinnvoll (Zeitersparnis) und möglich, einfacher und von lokaler Bevölkerung anwendbarer Montagetechniken, Einbeziehung Information und Ausbildung lokaler Nutzer sollen die Gebäude von den Nutzern möglichst gut angenommen und selbständig unterhalten werden (ownership). Dabei werden wegen der in Not- und Katastrophenfällen begrenzten Ressourcen an Zeit und Kosten die bestmöglichen Lösungsansätze gewählt, d.h. bei der Lebensdauer werden Abstriche in Kauf genommen, bei der Sicherheit jedoch nicht.
Im zweiten Fachvortrag stellte Ursula Hartig von der Universität Berlin das von ihr wesentlich entwickelte und mitgetragene Cocoon-Netzwerk vor ebenso wie den Ansatz zum Contextual Planning an einem konkreten Beispiel eines DesignBuild-Projektes in Mexiko. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf der akademischen Ebene, d.h. alle Projekte haben zwangsläufig einen Bezug zur Ausbildung der Studenten. Es handelt sich um sogenannte Design-Built-Projekte, wie sie von verschiedenen europäischen Hochschulen angeboten werden. Die Projektanfragen kommen im Allgemeinen von Initiativen aus den Partnerländern. Ideen und Entwürfe zur Realisierung werden dann von Studenten in Design-Built-Studios an der Univesität gemeinsam entwickelt und in multinationalen Studentenworkshops (ca. 6 Wochen) unter Einbeziehung von Studenten der Partnerländer umgesetzt. An Hand einer mexikanischen Frauenintiative hat Frau Hartig sehr überzeugend dargestellt, wie auf Anregung und mit Einbeziehung lokaler Bevölkerung Gemeinschafts-/Produktionseinrichtungen errichtet werden können, die sehr starkes Identifikationspotential haben.
Im dritten Fachvortrag stellte Nicole Thieke die Arbeit der Initiative of Change und ein Kleinprojekt des Vereins Hallo Kongo vor. Bei der Initiative of Change handelt es sich um eine Organisation, die von dem Grundgedanken ausgeht, dass Veränderung beim Einzelnen selbst anfängt und dass das eigene gelebte Beispiel andere zu sozialem Handeln motivieren kann. Dazu gehört unmittelbar die Ablehnung von Vergünstigungen d.h. Korruption in jeder Form. Am Projektbeipiel der ACCADEMIA-Schule in Kinshasa konnte sie verdeutlichen, was das im Alltag konkret bedeutet. Von Anfang an hatte die Verhinderung und Bekämpfung von Korruption, die in dem Projektland alltäglich ist, einen herausragenden Stellenwert gehabt. Angefangen vom Erwerb der Schule, über die Auswahl des Personals bis zur Kontrolle bei der Noten und Schulabschlüsse sowie bei Behördengängen wurde sehr deutlich dargestellt, dass Korruption nicht hingenommen einfach werden muss. Nach Überzeugung von Frau Thieke besteht die Möglichkeit durch eine konsequent ablehnende Haltung und eine Vorbildfunktion die allgemeine Korruption im Rahmen der Projektarbeit zu bekämpfen.
Im letzten Fachvortrag wurde von Andrea Eller und Kathrin Rolka die action medeor e.v.  vorgestellt. Ursprünglich wurde die Organisation gegründet, um die Versorgung notleidender Bevölkerung mit Medikamenten in Krisen- und Katastrophenfällen sichern zu helfen. Medikamente wurden eingekauft und als Generika hergestellt und an Gesundheitseinrichtungen und Verteilstellen in den betroffenen Ländern weitergegeben, in der Regel in Zusammenarbeit mit anderen Hilfsorganisationen. Mittlerweile ist action medeor e.v. dazu über gegangen eigene bauliche Aufgaben zu realisieren wie z.B. Gesundheitsstationen (Projektvorstellung Tansania). Der Verein hat keine eigenen Architekten oder Fachplaner und arbeitet daher mit lokalen Fachleuten oder deutschen Architekten zusammen. Oft ist es schwierig geeignete Fachleute zu finden. Der Austausch mit Experten im Rahmen einer Fachplanertagung wie bei NaBEK_ ist für die Vertreterinnen von action medeor e.v. sehr wichtig.
Die Tische des World-Cafés am Nachmittag waren 3 weiteren Schwerpunktthemen gewidmet, die den Teilnehmernder 1. NaBEK-Veranstaltung wichtig waren:
– Weiterbildungsformate – Für wen besteht Bedarf an Weiterbildung ?
Wie kann durch Weiterbildung auf die Herausforderungen des hohen Bedarfs an Baufachkräften mit internationaler Kompetenz reagiert werden ?
– Politische Agenda und Pilotprojekte
Welche Maßnahmen sollte die Politik bzw. öffentliche Geldgeber umsetzen, um Bauprojekte nachhaltiger zu machen ?
– Netzwerk
Was soll ein Netzwerk leisten und wie sieht dieses aus ?
Im abschließenden Plenum hatten die Teilnehmer Gelegenheit ihre Eindrücke von der Veranstaltung und die Erwartungen, mit denen sie angereist waren auszutauschen ebenso wie Kritiken und Anregungen zum weiteren Verlauf.
Die Teilnehmer von NaBEK_2 waren übereinstimmend der Ansicht, dass die Veranstaltungsreihe ein erster Schritt zur Schließung einer zu lange bestehenden Lücke sein sollte, nämlich dem Fehlen eines Forums für Experten für die Betreuung von Bauprojekten in der Entwicklungszusammenarbeit.

Mit finanzieller Unterstützung des
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Verfasser: Thomas Schinkel